Technologie- und strategische Trends 2024

Welche Themen werden uns 2024 in der digitalen Landschaft bewegen? Gunter Thiel, Regional Manager Central Europe bei D-Link, gibt einen Einblick. Generative künstliche Intelligenz (KI) bleibt weiterhin eines der Trendthemen, während die Herausforderungen des Fachkräftemangels in den MINT-Berufen bewältigt werden müssen. Ebenso steht der Auf- und Ausbau resilienter Lieferketten und nachhaltiger Geschäftsmodelle hoch im Kurs. Wi-Fi 7 steht in den Startlöchern und Augmented Reality (AR) und Virtual Reality (VR) werden an Fahrt aufnehmen.

Generative KI im privaten und geschäftlichen Umfeld

Generative KI bleibt Thema Nummer 1 – sowohl im Privat- als auch im Business-Umfeld. Beispielsweise könnten Smart Speaker im vernetzten Zuhause zu intuitiven virtuellen Assistenten werden, die individuelle Präferenzen verstehen, anstatt nur einfache Befehle auszuführen.

Schauen wir uns die Unternehmen in Deutschland an. Laut Statistischem Bundesamt nutzt etwa jeder achte Betrieb KI – abhängig von der Unternehmensgröße. Während ungefähr jedes dritte Großunternehmen ab 250 Beschäftigten KI nutzt, sind es bei mittelgroßen Unternehmen lediglich 16 Prozent und bei Kleinstbetrieben nur zehn Prozent. Das wird sich ändern und es ist davon auszugehen, dass der geschäftliche Einsatz generativer KI deutlich steigen wird. Jedes Unternehmen sollte sich damit befassen, welchen Mehrwert diese Technologie einem bieten kann. KI kann nicht nur die Automatisierung voranbringen und Routinearbeiten übernehmen, sondern auch wertvolle Impulse und kreative Ideen im Hinblick auf die Entwicklung des Unternehmens liefern. Wichtig dabei ist die Schulung der Mitarbeiter im Umgang mit KI. So lassen sich auch Einstiegshürden für kleinere Unternehmen leichter überwinden.

Auch der Rechtsrahmen in Bezug auf KI wird uns in diesem Jahr beschäftigen. Die Europäische Kommission hat bereits einen ersten Rechtsrahmen vorgeschlagen, der die Risiken von KI thematisiert und einordnet. In diversen KI Summits werden wichtige Punkte – wie beispielsweise der Umgang in Bezug auf Copyright und der Einklang mit ethischen Grundsätzen – diskutiert. Wann die ersten verbindlichen Gesetze in Kraft treten, ist allerdings unklar.

Fehlende Arbeitskräfte in den MINT-Berufen

Der Fachkräftemangel und die Ausbildung künftiger Arbeitskräfte werden uns im Jahr 2024 weiterhin beschäftigen, vor allem in den MINT-Berufen (Mathematik, Informatik, Natur- und Ingenieurwissenschaft und Technik). Laut des letzten MINT-Reports des Instituts der deutschen Wirtschaft blieben im vergangenen Jahr deutschlandweit mehr als 300.000 Stellen in diesem Bereich unbesetzt. Mit dem Renteneintritt vieler Baby-Boomer dürfte sich der Mangel weiter verstärken. Umso wichtiger ist es, dass die junge Generation die freiwerdenden Jobpositionen übernehmen kann.

Das Bildungssystem hat allerdings Schwierigkeiten, mit den Anforderungen der digitalen Welt Schritt zu halten. Es gibt zwar bereits in allen Bundesländern spezialisierte MINT-Schulen, jedoch sind Absolventen oft nur unzureichend auf den künftigen Arbeitsplatz vorbereitet. Die Ausbildung sollte daher praxisnahe Fähigkeiten fördern, um Studienabgänger besser für den Arbeitsmarkt zu qualifizieren, besonders mit dem Fokus auf aufkommende Technologien wie KI. In diesem Zusammenhang kommt es auch auf das Engagement der Betriebe an, welche die künftigen Arbeitskräfte an das nötige Wissen in Form von Praktika und Praxissemestern heranführen sollten. Mit einer zukunftsorientierten dualen Fachausbildung lässt sich der Nachwuchs leichter für MINT-Berufe begeistern.

Aufbau resilienter Lieferketten

Angesichts geopolitischer Spannungen und Sicherheitsbedenken verlagern sich globale Lieferketten weg von bisherigen Lieferanten aus dem nicht EU-Raum. Wir sahen es schon in den letzten Jahren: Die Prozesse und Wege hinter den Lieferketten detailliert nachvollziehen zu können, wird zunehmend eine zentrale Anforderung für den Aufbau krisenfester Lieferketten. Der Trend geht klar hin zu regionaler Produktion, um sich von anderen Märkten unabhängig zu machen und resiliente Lieferketten aufzubauen, auch für IT-Hersteller. Ab Anfang 2024 gilt zudem in Deutschland das Lieferkettengesetzt für Unternehmen ab einer Beschäftigungsgröße von 1.000 Mitarbeitern. Es regelt die unternehmerische Verantwortung für die Einhaltung von Menschenrechten in globalen Lieferketten. Dazu gehört auch der Schutz vor Kinderarbeit, das Recht auf faire Löhne oder den Schutz der Umwelt.

Nachhaltigkeit im Einklang mit Technologie

Nachhaltigkeit bleibt 2024 ein zentraler Fokus für Unternehmen. Schwerpunkte sind Ressourceneinsparung, erneuerbare Energien, recycelbare Materialien und nachhaltige Technik. Unternehmen sollten sich ehrgeizige Ziele für netto-null Emissionen setzen, Akkreditierungen im Energiemanagement voranbringen und soziale Nachhaltigkeit für ein ethisches Geschäftsmodell fördern.

KI spielt in Bezug auf Nachhaltigkeit eine entscheidende Rolle, denn sie ist sehr ressourcenintensiv. Nach Schätzungen von Experten könnte die Nutzung von KI bis 2027 einen Stromverbrauch von etwa 85 bis 134 Terawattstunden (TWh) pro Jahr ausmachen, vergleichbar mit dem Bedarf eines Landes in der Größe von den Niederlanden. Um einen nachhaltigen Umgang mit KI zu gewährleisten, hat das Bundesministerium für Umwelt, Naturschutz, nukleare Sicherheit und Verbraucherschutz (BMUV) das Fünf-Punkte-Programm "Künstliche Intelligenz für Umwelt und Klima" aufgestellt. Zudem fördert die Bundesregierung mit 150 Millionen Euro wichtige KI-Maßnahmen für den Umwelt- und Klimaschutz, wie etwa Ressourcenschonung im Mittelstand durch KI.

Wi-Fi 7: In den Startlöchern, aber noch nicht flächendeckend  

Die pandemiebedingten Produktionsrückstände moderner Wi-Fi-Geräte sind überwunden, und der Markt nimmt allmählich Fahrt auf. Der neueste WLAN-Standard Wi-Fi 7 zeigt sein Potenzial besonders in Office- und Industrie-Umgebungen mit hohem Datenbedarf und niedriger Latenzanforderung. Langfristig könnte er Ethernet-Verkabelungen teilweise ersetzen. Im Smart-Home-Bereich bietet Wi-Fi 7 großes Potenzial für 8k-Streaming und anspruchsvolle AR/VR-Anwendungen. Die Etablierung des Standards hängt jedoch von der vorhandenen Infrastruktur ab. Ältere Geräte sind meist nicht darauf ausgelegt und müssten ausgetauscht werden. Der flächendeckende Einsatz wird deshalb noch einige Zeit dauern.

AR und VR: Neue Dimensionen für Unternehmen und Konsumenten

Die Begriffe Augmented und Virtual Reality sind allgegenwärtig und entwickeln sich zu gefragten Tools in verschiedenen Lebensbereichen. AR bietet den Vorteil, dass ein handelsüblicher Tablet-PC oder ein Smartphone ausreichen, um virtuelle Objekte oder Informationen in das Sichtfeld einzublenden. Auch VR-Geräte wie Smart Glasses werden immer nutzerfreundlicher. Für 2024 sind Geräte angekündigt, die das Spektrum der Möglichkeiten erweitern werden. AR und VR kommen schon jetzt in verschiedenen Sektoren zum Einsatz, etwa im Bildungswesen. Virtuelle Welten verbessern das Lernerlebnis, indem Lehrinhalte interaktiv und multisensorisch vermittelt werden. In der Industrie werden immer mehr Bereiche wie etwa die Montage oder Qualitätssicherung mit AR und VR optimiert. Auch Verbraucher können zahlreiche Vorteile genießen: von interaktiveren Einkaufserlebnissen bis hin zu intensiveren Unterhaltungsanwendungen.

Gunter Thiel
Gunter Thiel
Country Manager DACH & Benelux bei D-Link